Wann hört das Training wieder auf?

Vor einigen Tagen stellte mir eine Klientin eine bemerkenswerte Frage.
Und zwar fragte sie mich, wann man mit dem Training wieder aufhören könne. Wir hätten bereits gute Erfolge gezielt und ihrer Meinung nach könne man das Projekt doch in vier bis fünf Wochen schließen. Der Vollständigkeithalber sei erwähnt, dass diese Kundin mit massiven Rückenschmerzen zu mir kam, die bereits dazu führten, dass an ein Durchschlafen gar nicht mehr zu denken sei und beim Sitzen in jeglicher Position der Schmerz nach maximal einer halben Stunde anfing.

Man trainiert ein Leben lang!

Meine Antwort auf ihre Frage war simpel: “Nie mehr. Du wirst für den Rest deines Lebens dran bleiben müssen.“ Die Antwort nahm meine Klientin damals sehr gefasst auf. Sie hätte sich das schon ein bisschen gedacht.

Der Gedankengang dahinter war für mich aber spannend. Denn er ist mir schon oft unter gekommen. Viele Menschen sehen eine Betreuung beim Physiotherapeuten oder ein spezifisches Training mit Personal Trainer als eine Interventionsmaßnahme, die irgendwann auch wieder zu Ende sein muss. Spätestens wenn der Schmerz weg ist, könne man so weiter machen wie bis her.

Training ist oft nur ein Teil der Interventionsmaßnahme.

Leider falsch – denn der Schmerz ist lediglich das Symptom. Das Symptom für eine falsche Belastung, eine falsche Sitzhaltung, fehlende Muskulatur oder, oder, oder.

Aus diesem Grund erfrage ich zunächst in meinem Anamnesegespräch ausführlich, wie sich der Alltag meines Klienten gestaltet, sowie Bewegungsmuster, Ernährungsmuster, je nach Thema, mit dem die Kunden zu mir kommen.

Das Training, dass ich auf dieses Gespräch aufbaue, ist dann lediglich ein Teil der Intervention. Ob Krafttraining, Mobilisierung, Umgestaltung des Alltags benötigt wird, ergibt sich aus dem Problem.

Als Trainer muss ich das Ganze im Blick behalten. Ich kann sehr viel Rückenmuskulatur aufbauen, aber wenn ein Mensch über zehn Stunden am Tag sitzt, kann er trotzdem Probleme bekommen. Vielleicht wäre dann die bessere Maßnahme gewesen, einen Stehtisch zu kaufen.

Es ist eine Frage der Identität!

Kommen wir zurück zu meiner Klientin. Was ist das Problem an ihrem Gedankengang?

Viele Menschen sehen Einheiten mit einem Physiotherapeuten oder Krafttraining mit einem Personal Trainer als etwas von außen übergestülptes.

„Der Arzt hat gesagt ich müsse was machen, sonst würde es mir schlecht gehen.“ Hier fehlt die intrinsische Motivation. Ich kann dem entgegen steuern, in dem ich mein eigenes Narrativ ändere- den inneren Dialog mit mir selbst.

Ich kann dann beispielsweise sagen: “Ich bin ein gesunder Mensch.“ Bei meiner Klientin bedeutete das konkret, dass sie schmerzfrei sein müsse, denn ein gesunder Mensch hätte keine akuten Schmerzen. Für sie war nun klar, dass sie weiterhin trainieren würde, weil es ihrer Identität eines gesunden Menschen entsprach. Ihre Motivation kam jetzt nicht mehr von extern, weil ein Trainer oder Arzt ihr etwas vorgab, sondern weil es ihrer selbst gegebenen Identität entsprach.

Identität durch Zwiegespräch

Ein anderes Beispiel: Kunden kommen oft zu mir, weil sie regelmäßig joggen möchten. Sie können sich aber meist nicht über einen längeren Zeitraum dazu motivieren.

Wenn ich im Zwiegespräch mit mir bin und etwas sage wie: “Ich möchte mehr laufen.“, dann hat diese Aussage wenig Kraft.

Wenn ich die Identität eines Läufers annehme und mir zu eigen mache, dann entsteht ein Satz wie: “Ich bin ein Läufer.“ Was macht ein Läufer? Na klar, er läuft. Ich stelle dann das Lauftraining nicht mehr in Frage, denn wenn ich mich wahrhaftig mit dem Bild des Läufers identifiziert habe, dann ist es selbstverständlich, dass ich dieses Training absolviere. Ich stelle es nicht mehr in Frage.

Es mag ein kleines Detail sein, aber Sprache ist ein enorm mächtiges Werkzeug, um Menschen zu motivieren.

Wenn auch du nach mehr Sinn in deinem Training suchst, dann lass uns gerne ins Gespräch kommen. Ich freue mich darauf.

Externe Motivationsfaktoren sind endlich. Wie schaffe ich es durch mehr Sinn langfristig an meinem Ziel zu arbeiten? Am Ende ist es eine Frage der Identität – warum man ein Leben lang trainiert, damit beschäftige ich mich in meinem neuesten Blogbeitrag.

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