Gesundheit vs. Leistung
Die Gedanken zu diesem Blog sind mir im Austausch mit einem Kunden gekommen. Es ging so ein bisschen um die Frage, was mit Personal Training erreicht würde.
Der Kunde fragte mich: „Was machen wir eigentlich mit dem Training?“
Meine Anwort: „Na ja, das ist abhängig von deinem Ziel.“
„Mein Ziel ist im Prinzip, fitter zu werden.“
Hmmm … „Du, das ist eigentlich kein wirkliches Ziel, weil das viel zu unspezifisch ist. Und Fitness kann ja in deinem Verständnis was völlig anderes bedeuten als in meinem und man müsste das ein bisschen besser deklarieren
Tatsächlich ist mir schon relativ oft aufgefallen, dass Kunden zu unspezifisch in ihrer Vorstellung sind. Also auch das Thema „Gewicht zu reduzieren“ ist für mich nicht per se ein Ziel, weil in dieser Aussage die quantitativen Parameter fehlen. Also wie viel möchte ich abnehmen und in welchem Zeitraum möchte ich das machen? Wir wissen, dass bei der Zielstellung die Konkretisierung mit das wichtigste Thema ist, weil es sonst nur ein Wunsch bleibt.
Fitness und Leistungsfähigkeit steigern ist in erster Linie quantitativ zu betrachten
Im weiteren Gespräch haben wir zwei Themen herausgearbeitet: Gesundheit und Leistung. Das war insofern ganz spannend, weil er dann zu mir sagte: „Na ja gut, wenn ich jetzt fitter werden möchte, wie oft muss ich denn trainieren? Oder reicht das Training, was wir machen, schon aus, um fitter zu werden?”
Nachdem wir definiert hatten, was für ihn Fitness bedeutet, nämlich dass er Fitness und Leistung gleichstellt, sagte ich ihm: „1 bis 2 Mal Training in der Woche wird für fitterwerden nicht ganz reichen. Du kannst zwar 1 bis 2 Mal die Woche was machen und sozusagen dein bisheriges Niveau halten und deine Gesundheit bewahren, aber deine Leistungsfähigkeit wird in der wenigen Zeit nicht verbessert. Dafür musst du gewisse Trainingsschwellen bzw. Reizschwellen überschreiten, die man aber mit 2 Mal in der Woche Training nicht erreichen wird.”
Der Arme war dann auch erst mal so ein bisschen geknickt, weil er sich natürlich gewünscht hätte, seinem Ziel mit 1-2 Mal Training die Woche näher zu kommen
Wenn ich meine Leistungsfähigkeit verbessern möchte, muss ich über gewisse Belastungsgrenzen hinausgehen. Dann wird es nicht reichen, eine Einheit in der Woche zu machen. Schon gar nicht, wenn ich sage: „Gut, ich mache eine Laufeinheit für mein Herz-Kreislauf-System. Aber das muskuläre System ist davon total unbeeindruckt. Die Haltung wird sich davon sicherlich nicht verbessern.“ Und so weiter. Also man muss immer schauen, was habe ich für Probleme und wie kann ich da intervenieren?
Aber wie geht es nach oben?
Wenn ich mir einen Leistungssportler anschaue, was der für eine Trainingsroutine hat, da sprechen wir je nach Sportart über 3 bis 6 Stunden Training bei vier Einheiten PRO TAG. Die machen ja nicht nur Krafttraining oder gehen Laufen, sondern sie kombinieren verschiedene Sachen und kommen damit auf 15 bis 20 Einheiten in der Woche. So verbessere ich meine Leistungen natürlich auf einem ganz hohem Niveau. Für jemanden wie unsereins, also Otto-Normalverbraucher, würde ich bei 3-4 Trainings die Woche meine Leistungsfähigkeit steigern. Also da muss ich mich schon quälen und sollte jedes Mal auch an die Leistungsgrenze herankommen. Nur so schaffe ich es wirklich, meine Leistung auch nach oben zu verschieben.
Lieber eine Stunde knackig als 15 Minuten täglich
Oft bekomme ich die Frage von Kunden gestellt: „Könntest du mir mal ein Trainingsprogramm zusammenstellen? So für 15 Minuten nach dem Aufstehen.” „Okay”, sage ich, „können wir machen. Aber was bezweckst du denn damit?” „Wenn ich das jeden Tag mache, dann verbessere ich ja meine Leistung, oder? Dann werde ich fitter.” Meine Antwort: „Nicht unbedingt. Kommt darauf an, wie intensiv du das machst.” Ich persönlich halte es für sinnvoller, eine Stunde zu machen. Dann nicht jeden Morgen, aber diese Stunde sehr intensiv. Denn sollte das Ziel die Steigerung der Leistungsfähigkeit oder fitterwerden sein, dann verschiebe ich dies nur an meiner Leistungsgrenze nach oben. Was dabei aber ganz wichtig ist, Leistungssportler sind nicht per se gesund.
Leistungssport im gesundheitlichen Kontext gesehen
Wie gesagt, Leistungssportler sind nicht alle immer gesund. Sogar ganz im Gegenteil! Es kommt unglaublich oft vor, dass Leistungssportler sehr ungesund sind. Ungesund in dem Sinne, dass die meisten von ihnen ihren Körper überstrapazieren und im Laufe ihrer Karriere Verletzungen aufbauen. Viele Verletzungen, die nur notdürftig behandelt werden, weil der Leistungssportler Wettkämpfe absolvieren muss und somit nach seiner Karriere dauerhaft geschädigt ist. Also wer Leistung bringt, muss nicht zwangsläufig gesund sein. Und wer gesund ist oder der Gesundheit wegen Sport macht, muss nicht zwangsläufig seine Leistung verbessern. Denn wenn ich mich in einem Belastungsniveau bewege, welches moderat ist, tue ich definitv etwas für meine Gesundheit. Aber was bedeutet Gesundheit eigentlich?
Gesundheit – meine Definition nach langjähriger Erfahrung
Also über den Begriff kann man ja herrlich streiten. Er wird sehr oft benutzt, auch in der Werbung. Es wird damit geworben, gesund zu werden. Aber was das für jeden konkret bedeutet, ist ja immer individuell. Reicht die Abstinenz von Krankheit, sich gesund nennen zu können? Für mich ist Gesundheit vor allen Dingen mit Schmerzfreiheit gleichzusetzen. Das ist für mich ein ganz wichtiger Fakt. Wenn jemand sagt, er ist schmerzfrei und es gibt keine Diagnose hinsichtlich irgendwelcher Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderer Geschichten, dann ist er für mich gesund.
Gesund zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, sportlich leistungsfähig zu sein. Sie haben keine Beschwerden. Und wenn es denen gut geht und sie sich gut fühlen, dann soll es gerne so sein. Die Balance ist für mich persönlich der ausschlaggebende Punkt.
Kenne Dein Ziel
Einem Sportler wird das nicht reichen. Er wird immer sagen: „Ja klar, aber es ist nur ein Teilaspekt. Für mich ist Gesundheit, auch leistungsfähig zu sein.” Primär geht es also um die Bewusstmachung „Was möchte ich überhaupt mit dem Sport, den ich mache, erreichen?” Eine ganz klare Zielstellung, warum gehe ich jetzt Laufen, warum mache ich Yoga oder Kraftsport? Was möchte ich ganz konkret damit erreichen? Möchte ich mit dem Kraftsport gut aussehen? Möchte ich laufen, weil es mir den Kopf frei macht oder weil ich mein Herz-Kreislauf-System verbessere? Gehe ich zum Yoga, um abzuschalten oder gehe ich zum Yoga, um meine Beweglichkeit zu verbessern? Durch die verbesserte Beweglichkeit fühle ich mich gesünder, weil ich mich schmerzfreier und uneingeschränkter bewegen kann. Also sich ganz klar bewusst zu machen, warum mache ich etwas und was muss ich erreichen, um dahin zu kommen?
Wie steht es um Deine Motivation und Zielsetzung? Möchtest Du etwas für Deine Gesundheit tun oder Deine Leistungsfähigkeit steigern? Lass uns ins Gespräch kommen.