Faulheit ist eine Illusion.
Ich glaube fest daran, das Menschen im Prinzip nicht faul sind. Vielmehr interpretieren wir nicht-handeln als Faulheit. Und gerade in einer Leistungsgesellschaft ist Lustlosigkeit verpönt. Was wir dadurch aber verdrängen, ist, dass diese vermeintliche Faulheit nur ein Symptom von tiefer liegenden Problemen und Themen sein kann. In meiner Arbeit als Trainer versuche ich immer an diese Ursachen heran zu kommen und diese offen zu legen. Dazu gehört, dass ich meinen Klienten aufmerksam zu höre und sie nicht verurteile. Im folgenden Text möchte ich über mögliche Ursachen für nicht-handeln sprechen und wie man damit umgehen kann. Ich fokussiere mich dafür auf einen Fitnesskontext, aber natürlich kann man alle Schritte auch auf andere Bereiche im Leben übertragen.
Tiefer liegenden Probleme.
Wenn sich eine Person nicht um seinen Körper kümmert oder immerzu zu Fastfood greift, kann schnell der Eindruck entstehen, dass wir es mit einem faulen Menschen zu tun haben. Ich denke aber eher, dass diese Person schlicht und ergreifend andere Prioritäten hat. Nehmen wir mal an, dieser Mensch möchte seine Ernährung umstellen und regelmäßig Sport treiben. Er oder sie schafft es aber nicht, und fällt zurück in alte Muster. Der Grund dafür ist nicht Faulheit, oder dass diese Person nicht genügend Willen oder Durchhaltevermögen hat. In den meisten Fällen fehlt es an einer klaren Erarbeitung von Zielen und dem Wissen, wie man diese erreicht. Darüber hinaus kann es auch psychologische oder motivationale Gründe geben. Was dabei helfen kann, ist eine Vision seiner Zukunft schriftlich zu erarbeiten. Das kann einen riesigen AHA-Effekt auslösen, denn nur die wenigsten haben das Mal schwarz auf weiß für sich gemacht.
Klarheit schaffen - was willst du wirklich?
Bevor du Ziele setzt, musst du dir darüber im Klaren sein, was du wirklich erreichen willst. Nimm dir Zeit, um über deine Wünsche, Werte und langfristigen Visionen nachzudenken. Hilfreiche Fragestellungen könnten beispielsweise sein:
- Was ist mir wirklich wichtig im Leben?
- Wo sehe ich mich in fünf oder zehn Jahren?
- Welche Dinge machen mich glücklich und zufrieden?
- Was würde ich tun, wenn ich keine Einschränkungen hätte?
Wichtig ist, dass du dir die Antworten zu den Fragen aufschreibst. Lass das Ergebnis auf dich wirken - du musst auch nicht gleich alles beantworten können. Solche komplexen Fragen können ein paar Tage dauern. Und dann vergleiche die Antworten mit deinem Trainingsverhalten. Erzählst du gerne, dass Gesundheit dein Grund für Fitness ist, aber ist dein eigentlicher Motivationsfaktor Anerkennung? Das ist nicht schlimm, aber sich dessen bewusst zu sein, hilft dir Klarheit zu erlangen. Du weißt dadurch, was dich wirklich motiviert und kannst dir das vor Augen führen, wenn du in einem Motivationsloch bist.
Visualisierung.
Ich habe schon desöfteren davon gesprochen, das Visualisierung ein sehr starkes Tool sein kann. Nachdem du jetzt eine bessere Vorstellung von deinen Werten und Zielen hast, ist es an der Zeit, diese in eine konkrete Vision zu überführen. Setze dich an einen ruhigen Ort und visualisiere deine ideale Zukunft. Stell dir vor, wie dein Leben in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aussehen soll. Dabei ist es wichtig, so detailliert wie möglich zu sein:
- Wo lebst du?
- Wie sieht dein Tagesablauf aus?
- Welche Menschen sind um dich herum?
- Welche beruflichen und persönlichen Erfolge hast du erreicht?
Diese Visualisierung sollte lebendig und realitätsnah sein, sodass du die Emotionen und die Zufriedenheit, die mit dieser Zukunft verbunden sind, spüren kannst. Emotionale Verbindungen zu deiner Vision sind entscheidend, da sie deine Motivation entscheidend stärken können.
SMART-Ziele setzen.
Wenn du Klarheit über dein "Warum" hast, ist die nächste Frage, "Wie" du dir dein Ziel steckst. Dabei geht es noch nicht um inhaltliche Fragen, wie Übungen, oder die Trainingsmethodik. So weit sind wir noch nicht. Hier kommt die SMART-Methode zum Einsatz. Da ich sie in einem anderen Blog-Artikel einmal bereits ausführlich besprochen habe, eine kurze Zusammenfassung.
- Spezifisch: Definiere dein Ziel klar und deutlich. Vage Ziele führen zu vagen Ergebnissen. Beispiel: „Ich möchte meine Fitness verbessern“ wird zu „Ich möchte in den nächsten sechs Monaten zehn Kilogramm abnehmen.“
- Messbar: Stelle sicher, dass dein Ziel messbar ist. So kannst du deinen Fortschritt verfolgen. Beispiel: Zehn Kilogramm Gewichtsverlust sind messbar.
- Erreichbar: Setze dir realistische Ziele, die du tatsächlich erreichen kannst. Beispiel: Ein halbes Kilogramm Gewichtsverlust pro Woche ist realistisch.
- Relevant: Dein Ziel sollte für dich persönlich relevant und bedeutungsvoll sein. Beispiel: Gewichtsverlust könnte wichtig sein, um sich gesünder und fitter zu fühlen.
- Zeitgebunden: Setze dir eine klare Frist. Beispiel: „Ich möchte in sechs Monaten zehn Kilogramm abnehmen.“
Es ist wichtig, dass du all die Punkte bei deiner Zielsetzung im Auge hast, weil sonst die Gefahr besteht, dass du dir unrealistische Ziele setzt, was am Ende dazu führen kann, dass du nichts erreichst.
Aktionsplan erstellen.
Gerade wenn du so etwas fundamentales wie eine Vision erstellt hast, kann es sein, dass dich die neuen Erkennisse erschlagen. Auch 5- oder 10jahres Ziele können im ersten Moment nicht erreichbar erscheinen. Dann kann es passieren, dass uns die Größe der Aufgabe zu lähmen scheint. Um das zu umgehen, ist es essentiell, dass du deine großen Ziele in Teilabschnitte unterteilst. Im Projektmanagment ist das eine gängige Methode. Du setzt dir Meilensteine, die du in tägliche, wöchentliche, monatliche, und jährliche Aktionen unterteilst. Beispiele könnten sein:
- Täglich: 60 Minuten Sport treiben; eine selbstgemachte Mahlzeiten zu dir nehmen
- Wöchentlich: einen Trainingsplan für die Woche schreiben; Mahlzeiten planen und Rezepte vorbereiten
- Monatlich: Körpermaße und Gewicht überprüfen; Maßnahmen anpassen
- Jährlich: deine Vision überprüfen, ob du auf dem richtigen Weg bist; deinen Fortschritt messen
Motivation aufrechterhalten.
Zuguter letzt müssen wir uns eingestehen, dass es immer wieder zu Momenten kommen kann, in denen unsere Motivation am Tiefpunkt ist. Das ist völlig okay! Und jeder Athlet leidet regelmäßig darunter. Diejenigen, die am Ende trotzdem ihere Ziele erreichen, sind die, die es schaffen trotzdem durchzuziehen. Das ist nicht immer leicht, aber um sicherzustellen, dass du auf Kurs bleibst, sind hier ein paar kleine Ideen, wie du dran bleiben kannst.
- Visualisiere regelmäßig: Nimm dir wöchentlich ein paar Minuten Zeit, um deine Vision zu visualisieren und die Emotionen zu spüren, die damit verbunden sind.
- Belohne dich selbst: Setze kleine Belohnungen für das Erreichen von Meilensteinen, um dich selbst zu motivieren. Im besten Fall akkumulieren sich diese Belohnungen mit deinem Ziel.
- Suche Unterstützung: Teile deine Ziele mit Freunden, Familie oder einem Coach, der dich unterstützt und dich in Zeiten der Demotivation wieder zurück auf den richtigen Weg bringt. Eine Vision umzusetzen und seinen Weg zu gehen, ist im Team leichter, als alleine.